2016/10/16

Buchtipp: Der Junge vom Saturn - Wie ein autistisches Kind die Welt sieht

Nachdem ich bereits das erste Buch „Ein Kaktus zum Valentinstag – Ein Autist und die Liebe“ von Peter Schmidt nur so verschlungen habe, war ich schon ganz gespannt auf das zweite Buch „Der Junge vom Saturn – Wie ein autistisches Kind die Welt sieht“, in dem er über seine Kindheit und Jugend als Asperger-Autist erzählt.

Der Junge vom Saturn

Der Junge vom Saturn

Der Junge vom Saturn

Auf der Rückseite des Buches ist Folgendes über den Inhalt zu finden:

„Normalität ist für mich eine außergewöhnliche Leistung.“

Peter ist ein seltsamer Junge. Wenn er sich freut, flattert er mit den Armen wie ein Vogel. In der Schule beißt er seine Mitschüler, weil er sich mehr durchbeißen soll. Und zu Hause studiert er Landkarten, Vulkane und Planeten, nachdem er mit drei Jahren begonnen hat, sich selbst das Lesen und Schreiben beizubringen. Peter Schmidt erzählt von seiner Kindheit mit Asperger-Syndrom so faszinierend wie einzigartig. Ein außerirdisches Lesevergnügen!

Mit dem Buch „Der Junge vom Saturn – Wie ein autistisches Kind die Welt sieht“ ist es Peter Schmidt gelungen, ein weiteres großartiges Werk zu schreiben. Ich fand es nicht nur sehr spannend, sondern auch gleichzeitig zutiefst berührend, den kleinen Tomai, wie sich Peter Schmidt gerne selbst nennt, auf seinem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Zudem fand ich es wirklich beeindruckend, wie weit und detailliert er sich an seine eigene Kindheit und Jugend zurück erinnern kann.

Jedoch hat es Peter Schmidt - wie leider viele Menschen, die irgendwie anders sind – auf dem Weg zum Erwachsenwerden nicht immer einfach gehabt hat.

Auf der einen Seite war er ein sehr neugieriger, kluger und begabter kleiner Junge. Er lernte zum Beispiel schon sehr früh lesen, schreiben und rechnen, interessierte sich für Vulkane, Sterne und ferne Planeten, und entwickelte eine große Sammelleidenschaft für Autokennzeichen und Straßen.

Auf der anderen Seite scheiterte er immer wieder an ganz alltäglichen Dingen, vor allem was die Kommunikation mit anderen Menschen betraf. Hierbei fiel es ihm besonders schwer die Mimik und Gestik seines Gegenübers zu deuten. Außerdem stolperte er immer wieder über Sprichwörter und Redewendungen und verstand diese einfach nicht. Als er zum Beispiel mitbekam, dass andere Kinder Taschengeld bekamen, hat er sich einfach immer Geld aus dem Portemonnaie seiner Mutter genommen, da er glaubte, Taschengeld würde so heißen, weil es sich in Taschen befände und er es sich einfach so nehmen könne. Solche Missverständnisse, wie mit dem Taschengeld, haben ihm oft eine Menge Ärger eingebracht, wodurch er sich jedes Mal furchtbar unverstanden und ungerecht behandelt gefühlt hat. Auch in der Schule haben die anderen Kinder schnell bemerkt, dass er irgendwie anders ist, als sie, und ihn deshalb häufig geärgert und bloß gestellt, indem sie ihm zum Beispiel seine Sachen klauten, ihm im Schwimmunterricht unter Wasser tauchten oder die Luft aus seinen Fahrradreifen raus gelassen haben. Auch ihm selbst wurde, umso älter er wurde, immer bewusster, dass er irgendwie anders war, als die anderen Kinder, und fragte sich oft, warum das wohl so war. Aber eine Antwort darauf fand er bis dahin nicht. Schließlich wusste damals ja noch keiner etwas von seinem Asperger-Autismus. Oft fühlte er sich wie von einem fremden Planeten, sodass er sich irgendwann einfach vorstellte, er würde von dem Saturn kommen, seinem Lieblingsplaneten. Dort reiste er eine Zeit lang jeden Abend in seinen Gedanken mit seinem Raumschiff-Bett und einigen seiner Lieblingsspielzeuge hin und kehrte erst am nächsten Morgen, pünktlich zum Schulbeginn, wieder zurück auf die Erde.

Doch trotz aller Probleme und Schwierigkeiten, finde ich es wirklich bewundernswert, dass sich Peter Schmidt in all den Jahren nicht unterkriegen lassen und sich von seinem eigenen Weg nicht abbringen lassen hat. Das zeugt für mich von großem Mut und unglaublich viel Stärke und Willenskraft. Vor allem, wenn ich daran denke, was er im Laufe seines Lebens alles geschafft hat.

Gleich zu Beginn schreibt Peter Schmidt in seinem Buch: „Manche Menschen müssen Außergewöhnliches leisten, um gewöhnlich zu sein. Wenn sie ihren Sehnsüchten folgen, wachsen sie über sich hinaus.“ Mit dieser Aussage hat er so Recht!

Ein wunderbares und wertvolles Buch, das man gelesen haben sollte!

Jedem, der bisher noch gar nicht oder nur kaum mit dem Thema Autismus bzw. Asperger-Syndrom vertraut ist, würde ich sogar empfehlen, das Saturn-Buch vor dem Kaktus-Buch zu lesen, um nicht nur mehr über das Thema im Allgemeinen zu erfahren, sondern auch um Peter Schmidt als Mensch etwas näher kennenzulernen und letztendlich auch so etwas besser verstehen zu können, warum er manchmal so ist, wie er eben nun einmal ist.

Nadine


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