2016/07/17

Die zweite und dritte Verordnung Ergotherapie

In meinem heutigen Post möchte ich euch noch fix, bevor es für zwei Wochen an die Ostsee in den Sommerurlaub geht, zusammenfassen, was ich in den letzten Wochen in meinen Ergotherapiestunden alles so gemacht habe. Ein kleines Ergotherapie-Update sozusagen. Auch zukünftig habe ich mir vorgenommen, in regelmäßigen Abständen über meine Ergotherapiestunden hier auf dem Blog zu berichten und euch so einen kleinen Einblick darin zu ermöglichen.

Während der zweiten Verordnung Ergotherapie bin ich gemeinsam mit meiner Ergotherapeutin die meiste Zeit klettern gewesen. Sowohl an der 60 Quadratmeter großen Boulderwand, als auch an der 14 m hohen Kletterwand der Praxis. Über meine ersten Erfahrungen an der Kletterwand habe ich bereits hier und hier geschrieben. Außerdem haben wir eine Tabelle erstellt, in der wir erst die Anzeichen für einen Overload (Reizüberflutung) gesammelt haben und anschließend angefangen haben aufzuschreiben, woran ich diese merke und was ich dagegen tun kann.

Während der dritten Verordnung Ergotherapie haben wir erstmals auf meinen Wunsch hin über das Thema „Arbeit“ gesprochen, da mich dieses Thema zu diesem Zeitpunkt wieder sehr beschäftigt hat. In diesen Stunden hat sich daher alles um die Fragen „Wo könnte ich mir vorstellen zu arbeiten?“, „Welche Vorrausetzungen brauche ich?“, „Welche Institutionen/Einrichtungen würden in Frage kommen?“ oder auch „Welche Vor-und Nachteile hat es, als Arbeitnehmer mit Behinderung eingestellt zu werden?“ gedreht, wofür ich sehr viel zuhause im Internet recherchiert habe. An dieser Stelle kann ich übrigens sehr die Internetseite talentplus von REHADAT empfehlen. Hier gibt es sämtliche Informationen, was das Arbeitsleben mit Behinderung betrifft. Sowohl für Arbeitnehmer, als auch für Arbeitgeber. Zudem habe ich gemeinsam mit meiner Ergotherapeutin eine Liste mit meinen Stärken erstellt.

Zwischendurch haben wir immer wieder kleine Kartenspiele wie z.B. Flix Mix oder Express gespielt, die mir nicht nur sehr viel Spaß machen zu spielen, sondern auch nebenbei meine Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne etwas fördern. Oft haben wir auch zum Abschluss einer Stunde eine Fantasiereise an das Meer oder in den Wald zur Entspannung gemacht.

Mittlerweile habe ich bereits die vierte Verordnung Ergotherapie beendet und werde nach den zwei Wochen an der Ostsee mit der fünften Verordnung Ergotherapie beginnen. Doch sowohl über die vierte, als auch über die fünfte Verordnung Ergotherapie werde ich berichten, sobald ich die fünfte Verordnung Ergotherapie beendet habe. Nun freue ich mich erst einmal auf unseren langersehnten Sommerurlaub an der Ostsee. Drückt uns die Daumen, dass wir wenigstens ein bisschen Sonnenschein und Badewetter haben werden. :)

Nadine

2016/07/12

Meine Helferlein

Neulich habe ich hier über meinen Tagesplan geschrieben, den ich gemeinsam mit meiner Ergotherapeutin in einer Ergotherapiestunde erstellt habe. In meinem heutigen Post möchte ich euch gerne ein paar weitere Helferlein von mir vorstellen, die im Moment oft zum Einsatz kommen und mir meinen Alltag ein kleines bisschen leichter machen.

Pezziball:

Den Pezziball benutze ich oft als Sitzball anstatt eines Schreibtischstuhls. Wenn ich nämlich lange Zeit am Schreibtisch arbeite, entwickele ich oft einen großen Bewegungsdrang, vor allem, wenn meine Konzentration anfängt nachzulassen. In solchen Momenten kann ich dann nicht mehr ruhig sitzen, ich stehe immer wieder auf und fange an zur Musik auf ein und derselben Stelle wie ein Flummi auf und ab zu hüpfen. Doch wenn ich auf meinem Pezziball sitze, kann ich am Schreibtisch arbeiten, mich aber gleichzeitig dabei bewegen, in dem ich z.B. mit dem Ball vor und zurück rolle, darauf auf und ab hüpfe oder einfach nur versuche den Ball auszubalancieren. So muss ich nicht immer wieder vom Schreibtisch aufstehen und meine Arbeit unterbrechen.

Massageutensilien wie z.B. der Igelball:

Der Igelball kommt häufig abends nach langen und anstrengenden Tagen zum Einsatz. Vor allem, wenn ich viel unterwegs gewesen bin und dadurch auch viel Kontakt zu anderen Menschen gehabt habe, bin ich immer wieder total verspannt im Nacken, Schulter- und Rückenbereich, was teilweise sehr schmerzhaft ist. An solchen Tagen mag ich es dann besonders gerne von Marc mit dem Igelball auf dem Rücken massiert zu werden, um die Verspannungen an diesen Stellen etwas zu lösen. Aber auch unter den Füßen mag ich es immer wieder sehr gerne massiert zu werden. Und: Umso mehr Druck, umso besser! Ich mag nämlich überhaupt keine vorsichtigen und zaghaften Berührungen.

Badezusätze:

Ich liebe es zu baden! Am liebsten in irgendwelchen Badezusätzen. In dem wohlig warmen Badewasser mit einem angenehm duftenden Badezusatz gelingt es mir immer wieder mich zu entspannen und für einen kurzen Moment einfach mal alles um mich herum zu vergessen. Daher ist es mittlerweile schon zu einem kleinen Ritual geworden, dass ich mich jeden Sonntagabend, bevor der Tatort beginnt, für ein paar Minuten in die Wanne lege. Das ist meine kleine Auszeit am Ende einer jeden Woche. Doch auch wenn ich sehr traurig, ängstlich oder angespannt bin, hilft es mir immer wieder, einfach das Badewasser einzulassen und ein Bad zu nehmen. Deshalb habe ich zuhause auch immer sämtliche Badezusätze vorrätig.

Knetball/Anti-Stress-Ball:

Immer wenn die innerliche Anspannung zu groß wird, greife ich zu einem meiner vielen kunterbunten Knetbälle und drücke diesen in meinen Händen zur Entspannung zusammen. Die Knetbälle benutze ich auch oft, wenn ich unterwegs bin, da sie so schön klein und handlich sind und daher kaum auffallen. Deshalb befindet sich auch immer mindestens einer der Bälle in meiner Umhängetasche.

Mp3-Player/Musik:

Mein MP3-Player bzw. mein Smartphone ist für mich mittlerweile unverzichtbar für jede Bus- und Bahnfahrt geworden. Wie heißt es gleich noch so schön? Musik an, Welt aus. Das trifft auch auf mich zu. Wenn ich die Ohrenstöpsel in meine Ohren stecke und die Liste mit meinen Lieblingsliedern rauf und runter höre, gelingt es mir immer wieder, mich komplett von meiner Umwelt abzuschotten. Das macht eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in einer Großstadt wie Hannover mit all den vielen Menschen um mich herum viel erträglicher. Außerdem kann ich so oft Situationen umgehen, in denen ich Smalltalk halten muss. Denn mit Kopfhörern in den Ohren werde ich selten von anderen Menschen angesprochen. Sowieso vergeht kein Tag, an dem ich nicht Musik höre. Ganz egal, ob beim Abwaschen, beim Duschen, beim Autofahren, beim Schreiben oder auch einfach nur so. Die Musik ist seit vielen Jahren mein täglicher Begleiter.

Listen:

Wenn ich eines gut kann, dann Listen schreiben! Ich habe so gut wie für alles eine Liste. Ganz egal, ob To-Do-Listen, Einkaufslisten oder auch Packlisten. Sie helfen mir das Gedankenchaos, was oftmals oben in meinem Kopf herrscht, vor allem, wenn ich überreizt bin, etwas zu ordnen und mich so besser zu organisieren. Ich kann dann einfach alles von meiner Liste, ohne mir groß Gedanken darüber machen zu müssen, nach und nach abarbeiten. Zudem fühlt es sich unglaublich gut und befreiend an, wenn ich einen Punkt auf der Liste durchstreichen kann. Der Punkt ist dann nicht nur auf meiner Liste durchgestrichen, sondern auch in meinem Kopf und damit einfach vergessen.

Notizbuch und Kugelschreiber:

Mein Notizbuch, genauso wie meinen geliebten blauen Kugelschreiber mit Noppen von Faber Castell, trage ich immer bei mir in meiner Umhängetasche, um auch unterwegs spontane Gedanken, Ideen und Einfälle notieren zu können. Diese übertrage ich dann wiederum zuhause in die entsprechenden Listen. Manchmal bräuchte ich am besten ein Denkarium wie Albus Dumbledore, mit dessen Hilfe ich meine Gedanken, Erlebnisse und Erinnerungen einfach mit einem Zauberstab aus meinem Kopf ziehen könnte. Das wäre so praktisch!

Notizzettel:

Jedes Mal, wenn ein wichtiges Gespräch wie z.B. ein Arztgespräch ansteht, mache ich mir davor Gedanken, was genau ich sagen möchte und ob ich irgendwelche Fragen habe, und notiere mir diese dann in Stichpunkten auf einem Zettel. So kann ich während des Gesprächs immer wieder mal darauf schauen, wenn ich vor Aufregung den Faden verliere oder auch den Zettel notfalls dem Arzt übergeben, wenn ich mal gar kein Wort heraus bekommen sollte.

Bachblüten-Bonbons:

Die Bachblüten-Bonbons habe ich vor ein paar Jahren während meiner Schulzeit auf dem Fachgymnasium kennengelernt und immer vor Klausuren genommen. Damals hießen sie allerdings noch Notfall-Bonbons, wenn ich mich nicht täusche. Heute habe ich die Bachblüten-Bonbons tatsächlich immer für Notfälle jeglicher Art mit in meiner Umhängetasche dabei. Sei es für ein wichtiges Gespräch, neue Situationen oder wenn ich einfach nur so gestresst bin. Die Bachblüten-Bonbons sollen nämlich in emotional belastenden Situationen entspannend und beruhigend wirken. Aber ich finde, die Bonbons schmecken auch so ganz gut. :)

Nadine

2016/07/04

Über eine wunderschöne Waldbestattung

Das vergangene Wochenende wurde mein Opa drei Wochen nach seinem Tod in einem wunderschönen kleinen Waldstück ganz bei uns in der Nähe bestattet.

Doch bevor ich euch ein bisschen mehr über die Waldbestattung meines Opas erzählen möchte, möchte ich mich vorweg bei euch ganz, ganz herzlich für all die lieben Worte bedanken, die mich in den letzten Tagen auf den verschiedensten Wegen erreicht haben. Eure Worte haben mir nicht nur sehr viel Trost gespendet, sondern mir auch sehr viel Kraft für die kommende Zeit gegeben, besonders für die bevorstehende Bestattung. Vielen, vielen Dank dafür!



Die Bestattung meines Opas fand am frühen Nachmittag im engsten Familienkreis statt. Wir als Familie waren uns von Anfang an einig, dass jeder zu der Bestattung meines Opas das anziehen darf, worin er sich am wohlsten fühlt. Ich habe mich deshalb entschieden, ein dunkelblaues T-Shirt mit einem Stern darauf, eine Jeans, meine geliebten beigen Chucks und eine dunkelblaue Regenjacke zu tragen. An dem Tag, an dem mein Opa bestattet wurde, regnete es draußen nämlich unaufhörlich in Strömen und es blitzte und donnerte immer wieder, ähnlich wie an dem Tag, an dem er verstorben ist. Doch passender hätte das Wetter, wie ich finde, nicht sein können. So habe ich mich ihm noch einmal unglaublich nah fühlen können.

Nachdem wir uns zuerst alle am Andachtsplatz mitten im Wald eingefunden haben, um die Urne von meinem Opa entgegen zu nehmen, welche auf einem großen mit einem Kranz geschmückten Stein stand, machten wir uns gemeinsam mit einem Förster auf dem Weg zu dem Baum, unter dem seine Urne beigesetzt werden sollte. Die Urne hat übrigens den ganzen Weg dorthin mein kleiner Cousin ganz fest in den Armen haltend getragen. Am Baum angekommen, welcher ebenfalls mit einem Kranz geschmückt gewesen ist, stellte meine Tante erst ein mitgebrachtes Bild im Bilderrahmen von meinem Opa vor seiner Grabstelle auf (das Bild, welches auch weiter oben von ihm zu sehen ist) und spielte dann über einen Lautsprecher zwei Lieder, die wir vorab gemeinsam ausgewählt haben. Währenddessen übergab mein kleiner Cousin die Urne von meinem Opa dem Förster, welcher diese langsam und vorsichtig in sein Grab hinunter gelassen hat. Danach hatte jeder von uns noch einmal die Möglichkeit, an sein Grab hervorzutreten, bunte Blütenblätter oder Sand oder auch beides hineinzugeben und sich von ihm endgültig zu verabschieden. Meine Tante hat an dieser Stelle noch laut ein selbst geschriebenes Gedicht für meinen Opa vorgelesen, welches mich sehr zu Tränen gerührt hat. Ich wiederum habe meinem Opa, als ich noch einmal vor zu seinem Grab gegangen bin, einen Brief und mein Lieblingsbild von uns beiden mit in sein Grab gelegt, um ihm auf diesem Wege noch einmal zu sagen, dass ich ihm verzeihe und ich mich für all die schönen Momente, die wir miteinander erlebt haben, bedanken möchte.

Nach der Bestattung sind wir, nachdem wir eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen bei meinen Eltern zuhause gegessen haben, abends alle gemeinsam bei Omas und Opas derzeitigen Lieblingsgriechen essen gegangen. Dort haben wir Anfang des Jahres auch schon den 66. Geburtstag von meinem Opa zusammen gefeiert. Und das war es auch schon. Klein, aber fein.







Auch nach der Bestattung meines Opas bin ich bin noch immer sehr traurig über seinen Tod. Das wird wohl auch noch etwas Zeit brauchen. Doch im Nachhinein bin ich, so seltsam das im ersten Moment auch klingen mag, froh, dass er nun endlich bestattet wurde und seine Ruhe finden kann. Und das auch noch an einem so schönen und ruhigen Ort. Die drei Wochen nach seinem Tod bis zu seiner Bestattung waren nämlich eine unglaublich lange und schwierige Zeit für mich. Viel schwieriger, als die Zeit im Krankenhaus. In diesen drei Wochen gab es nämlich immer wieder Momente, die mich unausweichlich an seinen Tod erinnert haben. Sei es, immer wieder an dem Krankenhaus, in dem er gelegen hat, vorbei zu kommen, seine Traueranzeige in der Zeitung zu sehen oder auch zu wissen, dass er genau in diesem Moment im Krematorium verbrannt wird. Das hat mich immer wieder auf’s Neue sehr traurig gemacht. Doch nun, nach seiner Bestattung, kann ich endlich versuchen, einen Abschluss zu finden und zur Ruhe zu kommen.

Meine Oma hat mir übrigens die Würstchen-Sammelkarte von meinem Opa geschenkt, mit der er von der Tankstelle, wenn er dort zehnmal eine Bockwurst gegessen hätte, ein Extrawürstchen gratis bekommen hätte. Diese wollte ich unbedingt als Andenken an ihn behalten. Er hat nämlich so gerne Bockwürstchen gegessen.

Nadine